Geplant & angekündigt
Utrechter Germanistik demonstriert
Die niederländische Regierung hat immense, bildungsfeindliche Kürzungen im Bereich der Hochschulbildung und der Wissenschaft angekündigt; an der nationalen Demonstration gegen diese Pläne beteiligt sich auch die Utrechter Germanistik am 25. November in Den Haag. Die Sparmaßnahmen kommen zu der ohnehin seit Langem bestehenden Unterfinanzierung des defiziten Bildungssektors hinzu und führen zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen und deutlich weniger Lehrangebot. Unter dem Druck der geplanten Kürzungen planen die Universitätsleitungen die Streichung zahlreicher Studiengänge insbesondere in den Geisteswissenschaften. Auch die Germanistik ist hiervon existenziell bedroht, gilt sie doch trotz der großen wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung des deutschsprachigen Raums für die Niederlande als unrentables ,Orchideenfach‘. Es kann in den Geisteswissenschaften nicht nur um Studierendenzahlen gehen, auch wenige werden gesellschaftlich gebraucht.
Die Utrechter Germanistik ist die älteste im Lande (seit 1908), gilt als herausragend (Keuzegids Universiteiten) und hat sich immer national und international profiliert und engagiert, durch die Organisation von Lesereisen, durch Veranstaltungen, Kooperationen, Projekte, Fortbildungen usw. Wir werden es weiterhin gerne tun, weil wir das für eine gesellschaftliche und intellektuelle Aufgabe halten.
Als Noch-Inhaberin eines demnächst wegfallenden Germanistik-Lehrstuhls in Kärnten stelle ich mich solidarisch an die Seite der Utrechter Germanistik. Seit den 2000er Jahren ist in den Niederlanden ein kontinuierlicher Abbau der Landesgermanistiken zu beobachten, Amsterdam, Leiden und nun Utrecht. In der Reihe der niederländischen Germanistiken, die ohnehin zu den stärksten Auslandsgermanistiken gehört(en), nimmt Utrecht einen herausragenden Platz ein. Der geplante Kahlschlag brächte den Verlust eines weiteren Teils an interkultureller Vernetzung des Landes und eine Verarmung der Bildungslandschaft mit sich. Der erwartete materielle Nutzen, den man sich von dieser Maßnahme verspricht, hielte sich dagegen in Grenzen.
Sabine Seelbach