Schwarzes Brett – Alles over Duits in Utrecht

Geplant & angekündigt

REMINDER: Abendkurs 2024 “Kafkas Welten und Wirkung”

Kafkas Welten und Wirkung

Anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka widmet sich der diesjährige Abendkurs der VGNU ganz dem Werk und der Wirkung dieses großen Schriftstellers. Die Ansätze der Vorträge sind unterschiedlich und reichen von Einzelinterpretationen von ausgewählten Werken über Vorträge zu unterschiedlichen Deutungsperspektiven wie z.B. Parabolik, Rezeption, Übersetzung, Zionismus, Literaturtheorie, Philosophie bis hin zur literarischen Rezeption Kafkas. Ebenso werden seine Rolle im (niederländischen) Schulkanon und damit verbundene didaktische Aspekte verhandelt.
Für eine gemeinsame Ausgangsbasis bietet sich das Kafka-Handbuch an: Manfred Engel und Bernd Auerochs: Kafka Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2010. ISBN 9783476021670. Zu empfehlen sind die kritischen Ausgaben, erschienen im Fischer Verlag: Franz Kafka: Schriften Tagebücher. Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. v. Jürgen Born, Gerhard Neumann, Malcolm Pasley und Jost Schillemeit; Franz Kafka: Gesammelte Werke in zwölf Bänden. Nach der kritischen Ausgabe herausgegeben von Hans-Gerd Koch (1994)

Ausstellung: In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Amsterdam gibt es ab 27.5.2024 die Ausstellung Komplett  Kafka von Nicolas Mahler  in der Universitätsbibliothek Utrecht zu sehen. Sie wird am 3.6. 2024, am 100. Todestag Kafkas, von Prof. Dr. Ewout van der Knaap um 17:00 (Raum 0.21, UB) eröffnet.

Vortragende: (ehemalige) Mitarbeitende der Universitäten Amsterdam (UvA), Leiden (UL, Austria-Center), Nijmegen und Utrecht (UU) sowie der Universitäten Bochum, der Universität Wien und der niederländischen Kafka Vereinigung.

Kosten: Voor de gehele cursus (10 lezingen): € 70,00; Per cursusavond: € 8,00
Deelname is voor studenten gratis. Gelieve het studentennummer en de universiteit te vermelden.
Docenten kunnen bij deelname aan de hele cursus een nascholingscertificaat ontvangen.

Inschrijving

Voor studenten van de UU is inschrijving voor de cursus met de code 200900292 mogelijk.
Voor deelnemers van buiten de UU via deze link.
Betaling (voor 01.02.2024): Bankgiro NL15INGB0007458080 t.n.v. VGNU, o.v.v. Avondcursus 2024.
Alle lezingen ‘s maandags. Voertaal: Duits, Engels en Nederlands.
Tijd: 19.15-20.45 uur, Locatie: Universiteit Utrecht, Drift 25, 0.02.

Bereikbaarheid: Utrecht, binnenstad, nabij bushalte Janskerkhof, ingang via universiteitsbibliotheek
Die Möglichkeit online am Kurs teilzunehmen ist nach vorheriger Anmeldung (bitte bis 1.2.2024) gegeben.

Organisatie, moderatie en aanmelding: b.g.mariacher@uu.nl

Programm
05.02.2024 Sara Cramsey: Rooted: Kafka and the Jewish Diaspora in Central Europe
19.02.2024 Niels Bokhove: Franz Kafka in den Niederlanden
11.03.2024 Hans Ester: Franz Kafka als Liebling niederländischer Theologen
18.03.2024 Malte Kleinwort: Franz Kafka in der Handschrift – Klatsch und Tratsch im letzten Heft von Das Schloss
25.03.2024 Arno Dusini: Satzspiegelungen. Zu Franz Kafkas Text „Auf der Galerie“ (1916/17)
22.04.2024 Jattie Enklaar: Franz Kafkas Heimkehr – die Parabel eines verlorenen Sohns
13.05.2024 Trixie Hölsgens: „Nicht das Ungeheuerliche schockiert, sondern dessen Selbstverständlichkeit.“ Kafka und Adorno
27.05.2024 Gideon van Zoest/Elisabeth Meyer/Katharina Wrobleski: Kafkaeskes in der Schule: Kreatives Schreiben mit Franz Kafka
03.06.2024 Ewout van der Knaap: Zum letzten Jahr Kafkas. Lektüreansätze zu Die Herrlichkeit des Lebens von Michael Kumpfmüller
17.06.2024 Barbara Mariacher: Franz Kafkas Tagebücher: Der Schreibprozess zwischen adressierter Öffentlichkeit und Privatheit

Kurzbeschreibungen der Vorträge

05.02.2024 Sarah Cramsey (Leiden): Rooted: Kafka and the Jewish Diaspora in Central Europe
Did the Prague Jewish writer Franz Kafka live in a „diaspora“? Contemporaries of Kafka and some of our contemporaries today continue to use the word „diaspora“ to talk about Jews who lived (and some who continue to live) in central and eastern Europe before, during and after Kafka’s lifetime. Yet because many Jews like Kafka could trace their lineage in this region back many centuries, we need to examine the word „diaspora“. Were not German-speaking Prague Jews, in fact, ,rooted‘ in Bohemia? Drawing on sociologist Małgorzata Melchior’s theory of „rootedness“ and my book Uprooting the Diaspora, this talk explores how Kafka’s Jewish rootedness took multiple forms: local, regional, and national; family and communal; political, linguistic, and cultural; logistical and emotional. Being rooted, Simone Weil wrote in the 1940s, „is perhaps the most important and least recognized need of the human soul.“ This „need“ for rootedness remained throughout Kafka’s life, despite calls for „Zionist“ returns, incidents of antisemitism and literary manifestations of persistent, alienated otherness.
Voertaal: Engels

 19. 02. 2024 Niels Bokhove (Utrecht): Kafka in den Niederlanden
Die Rezeption von Franz Kafkas Werk im niederländischen Sprachraum, also auch in Flandern, ist eine lange Geschichte, die obzwar bescheiden, bereits sehr früh einsetzt, nämlich im Jahr 1916. Die ersten Übersetzungen und Analysen erschienen in den zwanziger und dreißiger Jahren, wofür das Erscheinen der deutschsprachigen Gesamtausgabe im Jahr 1935 einen starken Impuls bildete. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen beide Rezeptionsformen, also Übersetzungen und literaturwissenschaftliche Arbeiten erheblich zu. Viel später regnete es quasi Übersetzungen, insbesondere seit 1994, als Kafkas Werk urheber-rechtsfrei war. Die einzelnen Deutungen folgen den unterschiedlichen Strömungen im „Interpretationsland“. Dieser Vortrag beschränkt sich jedoch vor allem auf „linguistische“ Bereiche: Übersetzungen (einschließlich einiger Übersetzungsprobleme), Reflexionen und auch Kafkas Werk als Inspirationsquelle für Schriftsteller, mit einem kleinen Ausflug in die Illustrationen, stehen im Mittelpunkt des Vortrages.
Voertaal: Nederlands

11.03.2024 Hans Ester (Nijmegen): Franz Kafka als Liebling niederländischer Theologen
Der angesehene niederländische Theologe Kornelis H. Miskotte schrieb im Jahre 1931 über Franz Kafkas drei große Romane: „In diesen Schriften handelt es sich um die Erde und ihr Geheimnis: die Schuld, um das Gottesgericht und um die Gottesgnade. “ Diese drei Begriffe erscheinen wiederholt in den Schriften anderer Theologen, so etwa bei J. G. de Jong. Die Deutung von Kafkas Werk aus religiöser Sicht fand ihre Inspiration im Werk Max Brods. Gleichzeitig war Brods Interpretation sehr umstritten. In meinem Vortrag konzentriere ich mich auf K. H. Miskotte und dessen Kafka-Deutung. Die grundsätzliche Frage lautet: Welche Weichen wurden von ihm und anderen Theologen gestellt, um ihre Auslegung von Kafkas Romanen und Erzählungen zu einem logischen Ganzen zu machen?
H. Miskottes wichtigster Text zu Kafka findet sich im hervorragenden Buch: Niels Bokhove, Reiziger in scheerapparaten. Kafka in Nederland en Vlaanderen. Amsterdam 1984, S. 214-231. In deutscher Übersetzung erschien Miskottes Text in: Cor de Back / Niels Bokhove, Niederländische Autoren über Franz Kafka 1922-1942. Amsterdam 1993, S. 25-45.

18.03.2024 Malte Kleinwort (Bochum): Franz Kafka in der Handschrift – Klatsch und Tratsch im letzten Heft von Das Schloss
Die Handschrift von Franz Kafka ist auf einigen Buch-Covern, in Ausstellungen oder natürlich als Teil der Historisch-Kritischen Franz Kafka-Ausgabe (FKA) veröffentlicht worden. Sie besticht durch ihre gute Leserlichkeit, überrascht durch die geringe Menge an Korrekturen und fasziniert durch die Aura des Autors. In den ersten Jahren nach Kafkas Tod wurden seine Handschriften vor allem gelesen, um aus ihnen Texte zu gewinnen, die aus dem Nachlass veröffentlicht werden können, oder um werkbiographische Fragen zu klären. Später wurden sie in der Editionsphilologie kontrovers diskutiert und rückten verstärkt in den Fokus der Schreibprozessforschung. Anhand von Beispielen aus der Handschrift von Kafkas letztem großen Romanfragment „Das Schloss“ wird deutlich, dass aus der Beschäftigung mit der Handschrift spannende Deutungsansätze für die Texte zu gewinnen sind. Die (un)fertigen Texte sind wie Kafkas Schreiben selbst ein Prozess, aus dessen Nachvollzug viel gelernt werden kann. Im letzten Heft von Kafkas „Das Schloss“ lässt sich dementsprechend viel entdecken über den Zusammenhang von Identität, Gemeinschaft und Gerüchten.

25.03.2024 Arno Dusini (Wien): Satzspiegelungen. Zu Franz Kafkas Text Auf der Galerie (1916/17)
Franz Kafkas Texte stehen seit je in einem so faszinierenden wie erschreckenden Bann. Ob Roman oder Erzählung: sie sind von der Frage grundiert, wie Welt, Person und Ich in der Schrift vorkommen. So auch der kurze Text „Auf der Galerie“, der eine Zirkusnummer erzählt, und das merkwürdigerweise gleich zweimal. Wie läßt sich dieser Text lesen? Der Abendkurs möchte in interaktiver Arbeit zeigen, wie der Text, der aus nichts als zwei sehr langen, sich ineinander spiegelnden Sätzen besteht, die Lesenden in die Geschichte „irgendeiner hinfälligen, lungensüchtigen Kunstreiterin“ involviert.
Vorbereitung: Franz Kafka: Auf der Galerie. Der Text wird online zur Verfügung gestellt.

22.04.2024 Jattie Enklaar (Utrecht): Franz Kafkas Heimkehr – Die Parabel eines verlorenen Sohns Viele Autoren des 20. Jahrhunderts waren von der bekannten Parabel Jesu fasziniert und wurden durch sie inspiriert. Zu denken wäre an André Gide, Rainer Maria Rilke, Ludwig Hohl, Peter Handke und andere. Sie erzählen die Parabel nochmals, jedoch anders. Die Anziehungskraft ihrer Texte liegt gerade im „Anderssein“. Kafkas zwanzig Sätze lange Erzählung „Heimkehr“ (1920) verrät schon im Titel das Leitmotiv. Sie erzählt von der Angst vor Rückkehr, einer Rückkehr, die kein Nach-Hause-Kommen zulässt. In dem „vor der Tür Verharren“ zeigt sich die Angst, das Vaterhaus zu betreten. Die existentielle Situation der Hilflosigkeit und das Gefühl der Entfremdung werden in Kafkas Parabel in aller Kürze dargelegt. In diesem Vortrag wollen wir durch eine umfassende Analyse des Textes untersuchen, mit welchen sprachlichen Mitteln Kafka dem Leser seine Gefühle des Nah- und Fremdseins vermittelt.
Vorbereitung: Lesen Sie bitte Kafkas „Brief an den Vater“ und  die kurze Erzählung „Der Aufbruch“.
Ausgabe: Franz Kafka: Brief an den Vater. Hrsg. und komm. von Michael Müller. Stuttgart: Reclam 1995 (Universalbibliothek 9677). Alle Texte sind auch über das Internet zugänglich.

13.05.2024 Trixie Hölsgens (Amsterdam): „Nicht das Ungeheuerliche schockiert, sondern dessen Selbstverständlichkeit.“
In dieser Sitzung werden wir Theodor W. Adornos Ansicht über (die Bedeutung von) Kafkas Texten besprechen. Dabei werden sowohl Adornos Ideen zum Thema Engagement in der Literatur als auch einige Ausschnitte aus Kafkas literarischen Texten behandelt. Hieraus soll deutlich werden, dass besonders die Form (der Schreibstil und der Rhythmus) von Kafkas Texten für Adornos Interpretation von Bedeutung ist. Durch die Schriften Adornos werden wir entdecken, was Kafkas Texte so einzigartig und bis heute relevant macht.
Vorbereitung: Theodor W. Adorno: „Aufzeichnungen zu Kafka“.
Ausgabe: Der Essay Aufzeichnungen zu Kafka von Adorno findet sich in seinem Buch Prismen (1955).

27.05.2024 Gideon van Zoest, Elisabeth Meyer und Katharina Wrobleski: Kafka(eskes) in der Schule (Amsterdam/Leiden)
In dieser Sitzung wird die Unterrichtstauglichkeit der Texte Kafkas im Deutsch als Fremdsprachenunterricht diskutiert und erprobt. Vorgestellt werden die Ergebnisse kreativer Schreibaufgaben, die von einzelnen Dozent*innen an niederländischen und internationalen Schulen, aber auch an Universitäten durchgeführt wurden. Die Ergebnisse werden im Beisein der Schüler*innen in Form einer szenischen Lesung vorgetragen.
 https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kafka
Die handschriftlich erste Seite von Kafkas (nicht abgeschicktem) Brief an den Vater (1919)

03.06.2024 Ewout van der Knaap (Utrecht): Zum letzten Jahr Kafkas. Lektüreansätze zu Die Herrlichkeit des Lebens
Zwischen 2002 und 2014 erschien die dreiteilige, eindrucksvolle Franz Kafka-Biografie von Reiner Stach. Was kann die Fiktionalität dem Leben Kafkas abgewinnen? In dem Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ malt Michael Kumpfmüller sich auf Basis von Recherchen aus, wie Kafkas letztes Lebensjahr gewesen sein könnte. Nachdem Kafka in einem Ostseebad die 25-jährige Köchin Dora Diamant kennengelernt hat, zieht er mit ihr zusammen. Es sind harte und zugleich glückliche Zeiten für das Paar, bis er am 3. Juni 1924 stirbt. Die Beziehungsharmonie im letzten Lebensjahr steht in schroffem Kontrast zu den gescheiterten Verlobungen mit Felice Bauer und Julie Wohryzek.
Welches Kafka-Bild im Roman herrscht, wie die Texte aus dem letzten Lebensjahr („Eine kleine Frau“, „Der Bau“ und „Josefine, die Sängerin“) damit zusammenhängen, und was ein biografischer Ansatz beitragen kann, soll im Vortrag besprochen werden.
Vorbereitung: Michael Kumpfmüller: Die Herrlichkeit des Lebens. Fischer Taschenbuch, ISBN 978-3-596-19360-8
Um 17:00 eröffnet Prof. Dr. Ewout van der Knaap die Ausstellung Komplett Kafka in der Universitätsbibliothek Utrecht (Raum 0.21).

17.06.2024 Barbara Mariacher (Utrecht): Franz Kafkas Tagebücher: Der Schreibprozess zwischen adressierter Öffentlichkeit und Privatheit
„Ich werde das Tagebuch nicht mehr verlassen. Hier muss ich mich festhalten, denn nur hier kann ich es“, so beginnt Franz Kafkas Eintrag vom 16.12.1910 in seinem Tagebuch, das er bereits seit 1909 führt. Facetten dieses Festhaltens, das sich sowohl auf seine literarische Produktion als auch auf seine persönliche, physische und psychische Befindlichkeit bezieht, stehen im Mittelpunkt meines Vortrages. Ausgehend von einer kurzen theoretischen Betrachtung des Tagebuchs als literarisches Genre, wird der Text in seinem Spannungsfeld zwischen privatem Schreiben einerseits und an eine fiktive, öffentliche Leserschaft gerichtete literarische Äußerung andererseits beschrieben und mit gegenwärtigen Formen des literarischen, autobiographischen Schreibens verglichen.
Ausgabe: Franz Kafka: Schriften. Tagebücher. Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. v. Jürgen Born, Gerhard Neumann, Malcolm Pasley und Jost. Fischer: Berlin. Schillemeit (1982-2024)
Die Tagebücher Kafkas sind auch digital erhältlich: https://www.projektgutenberg.org/kafka/tagebuch/titlepage.html.
Von den Kursteilnehmer*innen werden ca. 200 Seiten selbstgewählte Auszüge aus den Tagebüchern vorausgesetzt.