Schwarzes Brett – Alles over Duits in Utrecht

Auf & davon

Eine Postkarte aus Leipzig

von Famke Minnee

Mein Studienaufenthalt in Leipzig ist bereits zu Ende. Die Noten sind schon da. Es war eine wunderschöne Erfahrung und ich werde meine Mitbewohner und die Stadt sehr vermissen. Leipzig hat mich überrascht. Ende Februar war die Stadt noch etwas grau und ich musste mich erst an den Wechsel zwischen sehr schönen Vierteln mit schönen Gebäuden und den mehr oder weniger verlassenen Orten mit baufälligen Gebäuden gewöhnen. Jetzt werde ich diese Teile der Stadt nie wieder als hässlich bezeichnen. Ich begann, die Stadt zu lieben. Es ist eine schöne Stadt mit einer großen Erinnerung an die DDR-Geschichte. Die Umgebung ist „niederländisch“ flach, aber wenn man an den Seen wie die “Cossi” vorbei in Richtung Weimar oder Dresden fährt, trifft man auf eine wechselnde Hügellandschaft.

Bereits im Januar hatte ich über WG-Gesucht eine Wohnung in der Südvorstadt gefunden, die nur wenige Gehminuten vom KarLi (Karl-Liebknecht-Straße) und der Universität entfernt war. An der KarLi habe ich oft mit meinen deutschen Mitbewohnern Eis gegessen, man konnte dort natürlich auch etwas trinken, Döner essen oder ins Sommerkino gehen. Die größte sprachliche Herausforderung war für mich der Dönerladen. Mit Ferdi und Gregor (meine Mitbewohner) Döner bestellen lief immer schief bei mir; der Dönermann hat meine Mitbewohner sogar gefragt, ob ich kein Deutsch kann. Das hat meine Mitbewohner immer zum Lachen gebracht (der Dönermann hat einfach sehr komisches Deutsch gesprochen).

Ein Zimmer bekommen war einfacher, als sich für interessante Kurse an der Universität einzuschreiben. Es gab zu wenig Plätze für Erasmus-Studenten im Germanistik-Bereich, so dass wir aus Utrecht fast keine Wahl hatten. Rina und ich belegten daher 2 Linguistik-Kurse für 15 ECTS. Semantik, Syntax und Phonologie brachten uns wirklich an unsere Grenzen; es waren schwierige, anspruchsvolle Fächer, bei denen wir uns manchmal Sorgen machten, ob wir sie bestehen würden. Zum Glück war es auch für die deutschen Linguistik Studenten nicht einfach. Am besten hat mir das Seminar mit einer Dozentin aus der DDR gefallen: Jugendliteratur in der DDR; es war schön, aus ihrer Sicht neue Einblicke in die Einflüsse der DDR-Regierung auf die Jugendliteratur zu bekommen.

Während des Studiums lernte man nicht so leicht neue Leute kennen, aber wir haben oft mit ein paar Leuten in der Mensa zusammen gegessen. Für nur 3 Euro konnte man eine warme Mahlzeit bekommen. Bei Ausflügen, die von der Studentenorganisation „Wilma“ organisiert wurden, konnte man (internationale) Studenten treffen. Wilma hat zum Beispiel einen Wandertag in der Sächsischen Schweiz organisiert, der mittlerweile eine lange Tradition hat. Zudem war ich jede Woche beim Hochschulsport (Leichtathletik), wo ich viele deutsche Studenten aus verschiedenen Fachrichtungen kennengelernt habe. Zusammen mit anderen niederländischen Germanistik Studenten habe ich Ausflüge nach Weimar, Halle und Prag unternommen. Bevor wir nach Weimar fuhren, besuchten wir das Konzentrationslager Buchenwald. Das hat mich sehr beeindruckt.

In Leipzig habe ich viel unternommen, weil es so viel zu entdecken gab. In meiner Freizeit habe ich viele Museen besucht, wir waren oft auf Technopartys und bei schönem Wetter war ich oft an der „Cossi“ zu finden. Ein Besuch am Zeitgeschichtliches Forum, an der Runden Ecke und am Alten Rathaus ist sehr zu empfehlen. Auch das Völkerschlachtdenkmal fand ich beeindruckend und das Kunstkraftwerk zeigt eine sehr moderne Art der Kunstausstellung.

Die Stadt mit all ihrer Vielfalt ist eine sehr schöne Destination und vor allem sollte man unbedingt ein Fahrrad benutzen, um die Stadt zu Entdecken. Es gibt dort sogar Fahrradstraßen! Hoffentlich verbessert die Universität bald ihr Einschreibesystem für Germanistik, denn ich glaube, Leipzig ist ein großartiger Ort, um die deutsche Sprache und Kultur zu entwickeln und zu vertiefen.

Tschüssi!
Famke