Auf & davon
Eine Postkarte aus Leipzig
von Milan de Goede
Liebe Schwarzes-Brett-Besucher*innen,
von Ende März bis Ende Juli habe ich in Leipzig gewohnt und studiert. Deshalb möchte ich in diesem Reisebericht von meinen Erfahrungen erzählen.
Während ich das hier jetzt schreibe, hab ich immer noch 3 Prüfungsleistungen offen für die Uni, weil die Abgabetermine erst Ende September sind und ich mir im August schön einen Monat Ferien gegönnt habe. Mal sehen, wie das die nächsten Wochen wird …
Schon bevor ich mich in der Stadt befunden habe, musste man sich für Kurse einschreiben. Und weil die Erasmusstudierenden erst eine Woche nach den normalen Studierenden in Leipzig eine Chance bekommen, sich für die Module einzuschreiben, gab es nur eine beschränkte Auswahl. Das zusammen mit der Tatsache, dass das System fürs Einschreiben etwas umständlich war und, dass man 15 ECTS innerhalb der Germanistik belegen muss, hat dazu geführt, dass ich nicht alle Kurse gleich interessant fand, weil einiges an Wiederholung da war. Trotzdem gab es sehr interessante Module, wie Kinder- und Jugendliteratur (mit dem Seminar KJL in der DDR) und Kulturstudien, ein Modul der Fakultät Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Außerdem war es eine tolle Erfahrung, ganz im Gegenteil zu Germanistik in Utrecht, in großen Hörsälen mit um die 200 Kommiliton*innen zu sein.
Am Anfang des Aufenthalts habe ich einen Monat in einem Zimmer einer WG gewohnt. Danach habe ich mich aber dafür entschieden, bei meiner Freundin, die zufällig auch in Leipzig studiert, einzuziehen. Das war auf jeden Fall sehr angenehm für mich, weil ich immer eine Person hatte, der ich sofort alles, was mir auf dem Herzen lag, erzählen konnte. Ich konnte auch die Gesellschaft zweier Kommilitoninnen aus Utrecht und noch einer aus Leipzig genießen. So konnten wir einander helfen, wenn wir Probleme mit der Uni hatten, zusammen zu Mittag essen in der Mensa (ich liebe sie), und mit ihnen durfte ich sehr schöne Aktivitäten machen wie mit dem Verein für internationalen Studierende auf Reise gehen, Museen besuchen und auf Partys gehen, woran ich jetzt tolle Erinnerungen habe.
Viele von diesen Partys waren Technofeiern. Ich habe schon eine Vorliebe für elektronische Musik und habe mich deshalb mega über den Umfang der Technoszene in Leipzig und Umgebung gefreut. Jede Woche gab es mindestens 3 Möglichkeiten, in der Stadt auf einen Technorave zu gehen, was die Schwelle umso niedriger gemacht hat. Auch habe ich mich in einer sechsstündigen Schlange (!) mit einem 43jährigen angefreundet, mit dem ich noch in mehrere Klubs und sogar auf ein 3-tägiges Festival gegangen bin. Das Festival war auf einem alten DDR-Kohlebergbaugelände, mit einem künstlichen See daneben und war für mich die beste Festivalerfahrung, die ich bisher machen durfte. Außerdem war ich alleine auf einem Hi-tech Festival in Wittstock an der Dosse, wo ich auch eine schöne Zeit hatte und mit vielen tollen Menschen geredet habe.
Das konnte ich nur machen, weil meine Freundin aus Berlin kommt und ich, als ich bei ihren Eltern war, eine nicht-soo-krass-lange Reise mehr vor mir hatte mit dem 49-Euro-Ticket. Das Ticket habe ich von Mai bis August gehabt, weil es wegen des schon bezahlten Semestertickets ein Upgrade für nur 20 Euro für Studierende gab. Das hat mir ermöglicht, billig nach Festivals, Berlin, anderen Städten (München, Dresden, Magdeburg, Halle, Erfurt, Weimar, Dessau, Jena, Gera, Zwickau) und einmal zurück in die Niederlande zu reisen.
Alles in allem bin ich sehr froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, 4 Monate in einem anderen Land zu leben und sehr zufrieden damit, wie es war.
Liebe Grüße,
Milan