Schwarzes Brett – Alles over Duits in Utrecht

Auf & davon

Eine Postkarte aus Bayreuth

von Jasper van den Berg

Im Ausland studieren. Ein Traum für jeden, der Deutsch studiert; für mich hätte es ein Traum bleiben können, als Student in der Corona-Ära. Ich wollte diese Sache nicht auf sich beruhen lassen. Ein Auslandssemester konnte ich nicht in meinem Master planen. Stattdessen machte ich etwas, das sogar internationaler als ein Auslandssemester war: Die Sommeruniversität für interkulturelle Deutsch-Studien im nordbairischen Bayreuth.

Einen Monat lang habe ich mit Studierenden aus nicht weniger als 40 Ländern Kurse gefolgt, Städte besucht und Aktivitäten erlebt. Es hat mir sehr gut gefallen, ich habe da wirklich eine Super-Zeit gehabt.

Das Wort Sommeruniversität hat zwei Teile: Sommer und Universität. Es war tatsächlich universitär: Ich habe zwei Kurse gefolgt, und ich hatte fünf Tage pro Woche Unterricht. Alles auf Deutsch, wie es sich gehört für jemanden, der Germanistik studiert. Das war jedoch etwas Besonderes, da fast jeder Student eine andere Nationalität und Muttersprache hatte. Deutsch als internationale Verbindungssprache. Es war spitze, so viele Leute aus verschiedenen Ländern kennenzulernen.

Ich habe zwei Kurse belegt: Sprachkurs C2 und Europastudien. Im Sprachkurs haben wir viele Kultur- und Sprechfähigkeiten behandelt. Es gab tolle Diskussionen, Präsentationen und eine große Themendiversität. Wissenschaftliches Schreiben zur Sprachwissenschaft gehörte aber nicht zu den Themen, weil manche Mitstudierende Jura, Medizin oder sogar Maschinenbau studierten. In meiner C2-Gruppe kamen die meisten Leute aus Osteuropa, aber auch aus Asien und Afrika. In den Sitzungen von Europastudien ging es um allerlei aktuelle und geschichtliche Themen in Bezug auf Europa.

Aber der Sommer-Aspekt der Sommeruniversität wurde natürlich nicht vergessen. Es gab mehr Aktivitäten, als man machen konnte. Ich habe mich dafür entschieden, fast das ganze Kulturprogramm zu machen. Es gab aber auch zahlreiche Sportarten, die man treiben konnte, oder Kinoabende.

Das kulturelle Programm war sehr reich: Wir haben ein Schloss, Katakomben, die Eremitage und das Opernhaus (Unesco-Welterbe) besucht, und es gab auch Tagesreisen nach Bamberg und Nürnberg. Bamberg war wunderschön, weil es im II. Weltkrieg größtenteils verschont wurde, und fast das ganze Zentrum noch im historischen Zustand ist.

Was zu meinem bequemen Aufenthalt beigetragen hat, war meine Wohngemeinschaft. Anstatt von der Option eines Universitätswohnheims Gebrauch zu machen, habe ich mich für eine private Wohngemeinschaft entschieden. Diese habe ich auf WG-Gesucht.de gefunden. Das war ein Glücksgriff. Ich wohnte einige Wochen in einem großen Wohnhaus mit Garten, mit vier Jungs aus Deutschland und einem Mädchen aus Äthiopien. Ich hatte ein großes Zimmer, konnte ein Fahrrad der WG benützen und konnte Leute der Sommeruni zum Grillen oder Bier trinken im Garten einladen.

Übrigens, auch nicht unwichtig: An meinem Geburtstag (!) hatten wir die Abschlussprüfung, die ich mit einer sehr guten Note bestanden habe. Genauso würde ich meinen Aufenthalt in Bayreuth bewerten!